In der Region um Hersbruck gibt es eine ganz eigene, kulinarische Kirwa-Tradition: die Vogelsuppe. Wo die herkommt, warum da gar kein Geflügel drin ist und was die Vogelsuppe eigentlich ausmacht, erklären die Kirwaleut aus Weigendorf/Oed.
Es sitzen noch nicht alle Kirwaleut auf den Bänken gegenüber dem Gasthaus „Zum Bayerischen Johann” in Oed bei Weigendorf, als die Kirchenreinbacher Spitzboum gegen 17.30 Uhr das Spielen beginnen. Es ist Donnerstag, Kirwadonnerstag, um genau zu sein. Der erste offizielle Tag der Weigendorfer Zeltkirwa und trotzdem sehen einige Gesichter schon etwas lädiert aus.
Eine anstrengende Woche liegt hinter den rund 15 Paaren. Und vor ihnen. Der Donnerstag markiert den Anfang eines arbeits-, aber hoffentlich auch erlebnisreichen Kirwa-Wochenendes. Als tragender Verein kümmert sich der Kirwaverein um alles vom Aufbau über den Barbetrieb bis zum Klo putzen. Das ist der Grund, warum die Zelt-Party am Samstagabend ausfällt. „Wir machen da einen internen Abend”, verrät Kirwamoidl Lara.
Aber eigentlich geht es ja um den Donnerstag. Wie es die Tradition will, gibt es an diesem Tag die Vogelsuppe. Was das ist? Keine Suppe, auf jeden Fall. Und Geflügel ist auch nicht drin: „Die Vogelsuppe kommt ursprünglich aus Pommelsbrunn. Die hat den Ursprung beim Gasthaus Vogel, deswegen heißt die auch Vogelsuppe”, erklärt Philipp, der zweite Vorstand des Kirwavereins.
Verbreitet ist die Tradition der Vogelsuppe vor allem in Franken und dort, wo die Oberpfalz angrenzt. Inhalt und Form sind ganz unterschiedlich. Auf der Karte des „Bayerischen Johann” steht als offizielles Vogelsuppengericht eine Leberknödelsuppe und anschließend Rindfleisch – unter anderem auch Zunge – mit Kren, also Meerrettich, und Kartoffelsalat.
Was genau als Vogelsuppe serviert wird, ist aber überall ein bisschen anders. Das Original aus Pommelsbrunn besteht laut einem Bericht des BR aus drei Gängen: Leberknödelsuppe, dem „Sauren”, also Herz, Nieren und Rindfleisch, und gekochtem Rind mit Kren.
Diese Kombi hatte auch einen Grund. „Vogelsuppe kommt daher, dass man früher an der Kirwa viele Schweine geschlachtet wurden, weil man am Sonntag viel Braten gebraucht hat. Und da sind Reste übriggeblieben, die sind am Donnerstag in der Vogelsuppe verwertet worden”, weiß Kirwabursch Janik.
Einige Kirwaleut gönnen sich auch die traditionelle „Suppe”. Andere entscheiden sich lieber für Strammen Max, Schnitzel oder Pommes – „weil Vogelsuppe ist nicht vegetarisch”, sagt Kirwamoidl Annabell. Nicht wirklich traditionell, was aber nicht schlimm ist, weil bei der Vogelsuppe in Weigendorf neben Tanzen und Sing-Battles mit anderen Kirwavereinen eigentlich gar nicht das Essen im Mittelpunkt steht. „Es geht eigentlich um den Tag, den Abend. Das ist die Vogelsuppe”, sagt Philipp.