Ein Lehrer aus Amberg fällt auf einer Klassenfahrt mit einem Stoffbeutel eines rechtsextremen Verlags auf. Der Vorfall beschäftigt auch das Kultusministerium und die Schulleitung.
Ein Lehrer aus Amberg trug während einer Klassenfahrt vor seinen Schülern einen Stoffbeutel des rechtsextremen Antaios-Verlags, mit Werbung für dessen Online-Shop. Während des Ausfluges las er außerdem in einem Buch des Verlags, dessen Klappentext einen verschwörungsideologischen Inhalt nahelegt. Ein Zeuge wandte sich daraufhin bestürzt mit Fotos an die Redaktion von Oberpfalz-Medien. Der Fall landete schließlich beim Kultusministerium, das bestätigte auch die Schulleitung auf Nachfrage. An der Schule nehme man Vorfälle dieser Art sehr ernst, unter Einbindung des Kultusministeriums habe man „angemessen“ reagiert und alle „gebotenen Maßnahmen“ ergriffen.
Aus Datenschutzgründen können jedoch weder Schulleitung noch Ministerium weitere Details nennen. Auch der betroffene Lehrer wollte sich dazu nicht äußern. So bleibt ungewiss, ob er den Beutel des rechtsextremen Unternehmens aus ideologischer Überzeugung vor seinen Schülern trug und aus welchen Gründen er das Buch während des Ausflugs las. Es bleibt auch unklar, wie das Ministerium oder die Schule darauf konkret reagierten.
Doch worum handelt es sich genau bei diesem Verlag? Das Bundesamt für Verfassungsschutz erwähnte in seinem Jahresbericht den „Verlag Antaios“ erstmals 2021 als rechtsextremen Verdachtsfall, seit Juni 2024 gilt das Unternehmen mit Sitz in Sachsen-Anhalt als „gesichert rechtsextremistisch“. Unter den Büchern, die der Verlag vertreibt, befinden sich nach Angaben des Verfassungsschutzes „ausländerfeindliche, rassistische und geschichtsrevisionistische Inhalte“.
Verbindungen innerhalb der sogenannten „Neuen Rechten“ in Deutschland pflegt das Unternehmen laut Verfassungsschutz zu den rechtsextremen Gruppierungen der Identitären Bewegung und der Jungen Alternative, der ehemaligen Jugendorganisation der AfD – auch nach Bayern und in die Oberpfalz. Durch seine Angebote und sein Programm greife der extrem rechte Verlag in gesellschaftspolitische Debatten ein und nehme Einfluss auf den politischen Diskurs.
Wie könnten nun eine „angemessene“ Reaktion und „gebotene Maßnahmen“, wie es die Schulleitung bezeichnete, in diesem Fall aussehen? Gibt es Zweifel an der Verfassungstreue eines Lehrers, untersucht zunächst die Schulleitung, was sich zugetragen haben soll. Bestätigt sich der Verdacht, kann je nach Schwere des Falls eine Weisung, Ermahnung oder ein Disziplinarverfahren folgen. Abhängig vom Einzelfall können Disziplinarverfahren sehr unterschiedliche Konsequenzen haben.
Laut Bayerischem Disziplinargesetz kann eine Konsequenz ein schriftlicher Verweis oder eine eine Geldbuße sein. Bei besonders schweren Fällen kann der Lehrer sogar seinen Beamtenstatus und damit auch seinen Job verlieren. Bei dem Fall in Amberg scheint das allerdings unwahrscheinlich, denn das kann laut Gesetz nur ein Gericht entscheiden. Ob es zu einem Disziplinarverfahren an der Schule in Amberg gekommen ist, ist nicht bekannt.