Was macht das „Bündnis gegen das Vergessen” eigentlich? | Amberg24

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vor 2 Stunden
Stefan Dietl ist Mitbegründer des „Bündnis gegen das Vergessen”. (Bild: Stefanie Swann)
Stefan Dietl ist Mitbegründer des „Bündnis gegen das Vergessen”. (Bild: Stefanie Swann)
Stefan Dietl ist Mitbegründer des „Bündnis gegen das Vergessen”. (Bild: Stefanie Swann)
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Stefan Dietl ist Mitbegründer des „Bündnis gegen das Vergessen”. (Bild: Stefanie Swann)

Was macht das „Bündnis gegen das Vergessen” eigentlich?

Du hast den Namen „Bündnis gegen das Vergessen” schon einmal oder sogar öfter gehört? Aber du hast dich gefragt, was es macht? Dann bist du hier richtig. Worum geht es dem Bündnis genau? Und was hat es bisher erreicht?

Es war 1995, als Klaus Peter Beer von zwei Neonazis ermordet wurde. Sie treffen ihn zufällig an einem Gasthaus, schlagen und treten auf ihn ein und werfen ihn bewusstlos in die Vils. Dort ertrinkt er. Der Grund: seine Sexualität. Der damals 49-Jährige war homosexuell. Es ist ein erschreckendes Geschehnis, das sich in Amberg abspielte.

Um der grausamen Tat zu gedenken, rief man 2020 zum 25. Todestag das „Bündnis gegen das Vergessen” ins Leben. „Die Verdi- und Gewerkschaftsjugend organisieren seit 2003 jährliche Proteste zum Gedenken an Klaus Peter Beer”, sagt Stefan Dietl, Mitbegründer des Bündnisses. Damals waren er und seine Schulkameraden 17 Jahre alt. Was ihn schockierte: „Wir sind in Amberg aufgewachsen und wussten lange nicht, dass hier jemand von Neonazis ermordet wurde.” Die Schüler stellten fest, dass es in Amberg eine starke rechte Szene gibt, „die niemanden so groß interessiert hat.” Das Desinteresse der Öffentlichkeit und der Stadt war für Dietl und seine Freunde der Anlass, sich mit dem Angriff auf Klaus Peter Beer zu beschäftigen. „Für uns war unvorstellbar, dass es kein Erinnern oder Gedenken gab. Wir dachten, da passiert schnell was.” Tat es aber nicht.

Ausgeprägte rechte Szene

Erst im Frühjahr 2021 wurde Klaus Peter Beer durch das Landeskriminalamt als Opfer rechter Gewalt anerkannt. Auch der Stadtrat beschäftige sich dann erstmals mit dem Mord und errichtete einen Gedenkstein. „Das hat fast 20 Jahre gedauert, aber hat doch belegt, dass das Bündnis größeres schafft”, sagt Dietl.

Aber wieso verschloss die Stadt so lange die Augen vor diesem Thema? „Ich denke, lange wollte man nicht das Image haben, dass es eine ausgeprägte rechte Szene in Amberg gebe. Man wollte diese Auseinandersetzung vermeiden.” Heute sei die rechte Szene in Amberg mal mehr, mal weniger aktiv. Was aber auffällt: Die letzten drei Jahre gibt es laut Dietl eine Normalisierung von Rechtsextremismus.

Unterdrückung,Verfolgung, Gewalt

Gleichzeitig hat sich das gesamte gesellschaftliche Bild gegenüber LGBTQI+ verändert. „Mittlerweile haben unterschiedliche sexuelle Orientierungen eine viel größere Normalität, eine viel größere Anerkennung.” Dieser Fortschritt kann laut Dietl auch zurückgehen. Aber der Zeitpunkt als Klaus Peter Beer ermordet wurde, war ein anderer als nun rund 30 Jahre danach. Nach der Aidswelle in den 1990ern gab es „unheimliche Repressionen” – also Unterdrückung, Verfolgung, Gewalt – gegen Homosexuelle. Erst 1994 strich der Bundestag den Paragrafen 175, der Sex unter Männern bestrafte.

Umso wichtiger sei es, der Geschichte zu gedenken und sich zu erinnern. Im „Bündnis gegen das Vergessen” sind alle Altersklassen vertreten. Kurz vor der Kundgebung um den 7. September beteiligen sich um die 40 Personen an der Durchführung. Vom Flyer gestalten und verteilen bis hin zur Pressearbeit. Jeder darf sich engagieren.

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