Musiker verbringen viel Zeit im Studio, Schauspieler proben monatelang – und Comedians testen ihr Material bei Open Mics. Diese Möglichkeit hat Phillip Skowronek mit „Comedy Hill“ nach Amberg in den Club La Vida geholt.
Eine Bühne, ein Mikrofon und am besten viel Publikum. Mehr braucht es für ein Open Mic nicht. Und die sieben Comedians, die vergangenen Donnerstagabend ins La Vida nach Amberg gekommen sind, haben Glück. Kurz vor Veranstaltungsbeginn um halb 8 ist jeder Sitzplatz besetzt. Als dann Phillip Skowronek die Bühne betritt, wird es still im Raum. „Herzlich willkommen zu Comedy Hill!” Ob denn jemand, der heute Abend hier ist, nicht weiß, was auf einem Open Mic passiert, möchte er wissen. Einige Leute melden sich. Also fängt Phillip an, zu erklären:
„Stand-up-Comedians, die große Shows spielen, bringen nur ihre besten Jokes mit auf die Bühne. Aber bevor sie wissen können, ob die Jokes, die sie sich überlegt haben, auch bei den Leuten ankommen, müssen sie ihr Material erst einmal testen – und genau dafür, gibt es Open Mics.”
Zum dritten Mal findet die Veranstaltung im La Vida statt. Phillip (33) ist Organisator und nimmt selbst regelmäßig an Open Mics teil, wie er bei einem Gespräch mit Amberg24 erzählt. Die nächsten Städte, in denen der Amberger dazu die Gelegenheit bekommt, sind Regensburg, Nürnberg oder München. Mit „Comedy Hill” möchte er vor allem Comedians aus der Region rund um Amberg die Möglichkeit geben, aufzutreten. An diesem Abend ist Phillip aber nicht als Teilnehmer auf der Bühne, sondern moderiert und stellt die Comedians vor.
Da ist zum Beispiel, Marius Ohnemüller (21) aus Pressath. Ungefähr acht Minuten hat Marius Zeit, die Leute zum Lachen zu bringen. Das klappt mal mehr, mal weniger. Wenn ein Joke mal nicht zündet, geht er direkt darauf ein. „Meistens merkt man dann, warum der Witz nicht funktioniert und spricht den Elefanten im Raum an”, erklärt er. Das sorgt dann für Lacher und nimmt den Druck raus.
Warum Witze manchmal nicht funktionieren, kann viele Gründe haben, sagt Phillip. Manchmal ist ein Witz zu offensichtlich, oder dem Publikum fehlt es an Hintergrundwissen. Etwa, wenn es um politische Themen geht. Es kann aber auch sein, dass der Comedian dem Publikum nicht genug Zeit gibt, das Gesagte zu verarbeiten. Und manchmal braucht es für bestimmte Witze auch das richtige Publikum.
Apropos Publikum. Bevor Phillip die einzelnen Comedians anmoderiert, macht er immer auch Crowdwork, also interagiert mit Leuten aus dem Publikum. Meistens stellt er banale Fragen, etwa welchen Beruf jemand hat, oder mit wem man heute Abend da ist. Die Kunst, sagt er, ist es, durch die Unterhaltung, die Leute zum Lachen zu bringen. Wenn Comedians nämlich Jokes ausprobieren, kann es auch mal sein, dass mehrere davon nicht funktionieren. Wenn das dann bei zwei Comedians direkt hintereinander der Fall ist, dann hat der dritte Pech gehabt, erklärt er. Crowdwork dient also dazu, die Atmosphäre zwischen zwei Auftritten aufzulockern. Wenn Phillip aber jemanden aus dem Publikum erwischt, der das nicht möchte, lässt er es auch schnell wieder gut sein. Die Leute sollen sich schließlich nicht unwohl fühlen.
Aber die Stimmung ist gut, als später am Abend Adriano Dadamo (28) auf die Bühne kommt. Der Nürnberger macht seit fünf Jahren Comedy und ist schon in Wien und Lissabon aufgetreten. Für ihn ist Stand-up vor allem ein Ventil, sich kreativ auszuleben, erzählt er. Ideen für seine Jokes kommen ihm neben Beobachtungen aus dem Alltag gerade dann, wenn ihm langweilig ist. „Das Gehirn driftet dann ab und man fängt an zu überlegen, wie man etwas für die Bühne besser machen kann”, sagt er.
Gegen 22 Uhr neigt sich der Abend langsam dem Ende. Hört man sich bei Leuten aus dem Publikum um, ist man sich ziemlich einig: Mit „Comedy Hill” hat Phillip ein cooles neues Format nach Amberg geholt, das wieder ein bisschen Leben in die Stadt bringt. Der nächste Termin steht auch schon. Am Donnerstag, 28. August, um 19.30 Uhr heißt es im La Vida dann wieder: „Herzlich willkommen zu Comedy Hill!”