Die Vorstellungsgespräche sind erfolgreich gelaufen und die Zusage für die Ausbildungsstelle ist da. Jetzt kann’s endlich losgehen. Doch neben neuen Aufgaben und Herausforderungen gibt es auch wichtige rechtliche Rahmenbedingungen, die ihr als Auszubildende ebenso wie eure Eltern kennen solltet.
Der Ausbildungsvertrag bildet dabei das Fundament: Er regelt die Rechte und Pflichten beider Seiten – eure als Azubi und die eures Ausbildungsbetriebs. Doch was genau steht drin? Und worauf solltet ihr besonders achten?
Das Fundament der Ausbildung
Bevor eine Ausbildung beginnt, muss ein schriftlicher Ausbildungsvertrag zwischen Azubi und Ausbildungsbetrieb geschlossen werden. Dieser wird in der Regel von der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer geprüft und registriert. Er legt die Rahmenbedingungen der Ausbildung fest und sorgt für klare Verhältnisse.
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Das muss im Ausbildungsvertrag stehen
Folgende Punkte sind gesetzlich vorgeschrieben und müssen im Vertrag enthalten sein:
- Dauer der Ausbildung: Die reguläre Ausbildungszeit ist festgelegt, ebenso die Möglichkeit einer Verkürzung oder Verlängerung.
- Inhalte der Ausbildung: Der Vertrag beschreibt, welche Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt werden.
- Vergütung: Die Höhe der Ausbildungsvergütung muss genannt werden, inklusive möglicher Erhöhungen während der Ausbildungsjahre.
- Arbeitszeit: Hier sind die wöchentliche Arbeitszeit und Regelungen zu Pausen sowie Überstunden festgelegt.
- Urlaub: Der gesetzliche Mindesturlaub ist geregelt, oft gibt es auch zusätzliche tarifliche Vereinbarungen.
- Probezeit: Diese kann zwischen einem und vier Monaten betragen und ermöglicht beiden Seiten, sich kennenzulernen.
- Kündigungsregelungen: Der Vertrag definiert, unter welchen Bedingungen die Ausbildung beendet werden kann.
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Eure Rechte als Azubis
Ein Ausbildungsverhältnis ist keine normale Anstellung – es dient vorrangig dem Lernen. Deshalb habt ihr als Azubis besondere Rechte:
- Anleitung und Betreuung: Der Betrieb ist verpflichtet, die Ausbildungsinhalte nach dem Ausbildungsrahmenplan zu vermitteln und euch als Azubis zu unterstützen.
- Freistellung für die Berufsschule: Der Besuch der Berufsschule ist verpflichtend und gilt als Arbeitszeit. Prüfungen und schulische Veranstaltungen dürfen nicht vom Arbeitgeber verweigert werden.
- Vergütung: Azubis haben ein Recht auf eine angemessene Bezahlung, die sich oft nach Tarifverträgen richtet.
- Urlaub: Junge Auszubildende unter 18 Jahren haben laut Jugendarbeitsschutzgesetz mehr Urlaub als volljährige Azubis.
- Arbeitszeiten & Pausen: Minderjährige dürfen laut Gesetz nicht länger als 40 Stunden pro Woche arbeiten und müssen ausreichend Pausen erhalten.
- Kündigungsschutz: Nach der Probezeit kann der Betrieb nur aus wichtigem Grund kündigen.
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Eure Pflichten als Azubis
Doch nicht nur die Betriebe haben Verpflichtungen – auch ihr als Azubis müsst euren Teil beitragen, damit die Ausbildung erfolgreich verläuft. Dazu gehören:
- Lernbereitschaft: Als Azubis seid ihr verpflichtet, euch aktiv in die Ausbildung einzubringen, Berufsschulunterricht zu besuchen und die gestellten Aufgaben sorgfältig zu erledigen.
- Weisungen befolgen: Die Anweisungen von Ausbildern und Vorgesetzten müsst ihr beachten, solange sie im Zusammenhang mit der Ausbildung stehen.
- Sorgfalt & Pünktlichkeit: Werkzeuge, Maschinen oder Materialien müssen pfleglich behandelt werden. Verspätungen oder unentschuldigtes Fehlen gehen gar nicht.
- Schweigepflicht & Datenschutz: Betriebsinterne Informationen dürfen nicht ohne Erlaubnis weitergegeben werden.
- Krankmeldungen: Bei Krankheit muss der Betrieb sofort informiert werden, und ab dem dritten Tag ist eine ärztliche Bescheinigung erforderlich. Manche Betriebe verlangen die sogar schon früher.
Worauf ihr achten solltet
Ein genauer Blick auf den Ausbildungsvertrag lohnt sich. Prüft, ob alle wichtigen Punkte enthalten sind und ob es eventuell tarifliche Regelungen gibt, die bessere Bedingungen bieten. Besonders wichtig: Gibt es eine Übernahmeregelung nach der Ausbildung? Und wie sind die Bedingungen für eine eventuelle Verkürzung der Ausbildungszeit?
Eure Eltern können euch in dieser Phase unterstützen, indem sie den Vertrag mit euch gemeinsam durchgehen und bei Unklarheiten nachfragen. Auch die Kammern oder Gewerkschaften bieten Beratung an.
Ein gut gestalteter Ausbildungsvertrag schafft Sicherheit für beide Seiten. Wer seine Rechte und Pflichten kennt, kann die Ausbildung optimal nutzen und Probleme vermeiden. Mit diesem Wissen startet ihr bestens vorbereitet in eure berufliche Zukunft!