Fotograf Simon Wiesner: Der Mann mit Hut und Momenten fürs Leben | Amberg24

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
vor 7 Stunden
Simon Wiesner ist 29, Fotograf und liebt seinen Hut. (Bild: Camburry Photography)
Simon Wiesner ist 29, Fotograf und liebt seinen Hut. (Bild: Camburry Photography)
Simon Wiesner ist 29, Fotograf und liebt seinen Hut. (Bild: Camburry Photography)
cancel
info
Simon Wiesner ist 29, Fotograf und liebt seinen Hut. (Bild: Camburry Photography)

Fotograf Simon Wiesner: Der Mann mit Hut und Momenten fürs Leben

Hochzeitsfotograf Simon Wiesner hält fest, was bleibt. Mit Kamera, Hut und viel Gefühl begleitet er Menschen durch ihre wichtigsten Lebenssituationen und erzählt Geschichten. Von Neuanfängen, zweiten Chancen und dem eigenen Traum.

Wenn Simon Wiesner auf einer Hochzeit auftaucht, erkennt man ihn sofort. Nicht nur an seiner Kamera, die er immer dabei hat, sondern auch an seinem ruhigen Auftreten und seiner Kopfbedeckung - seinem Hut. Für den 29-jährigen Fotografen und Videografen aus Gailoh bei Amberg, der heute in Rosenberg lebt, ist der Hut mehr als ein Accessoire. Er ist Markenzeichen, Haltung, vielleicht sogar ein Stück Biografie.

Unter dem Namen „Phoenix Moments” hält Simon fest, was Menschen später „für die Ewigkeit” nennen. Hochzeiten sind sein Schwerpunkt, aber sein Blick reicht weiter: Familien, Verlobungen, Firmen, Image-Videos, dazu vermietet Simon Fotoboxen.

Immer geht es ihm um Entwicklung, um Wege, die Menschen einschlagen. „Das schönste ist, die Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten, vom Verlobungsshooting über die Hochzeit bis zu den Babyfotos.” Dasselbe gelte für Unternehmen, erzählt er, von der Gründung über neue Mitarbeiter bis zum nächsten großen Schritt.

Gelächter und Komplimente

Der Hut, um darauf zurückzukommen, kam früh in sein Leben. Mit 14 schenkte sein Vater Simon den ersten, während dem Wanderurlaub. Simon trug ihn stolz zur Schule, wurde dafür aber verarscht. „Dann lässt man ihn erstmal wieder daheim, auch wenn ich ihn trotzdem cool fand.”

Jahre später, mit 18, setzte er ihn wieder auf, diesmal auf Partys. Die Reaktionen waren diesmal anders: Komplimente statt Gelächter. Und dann ist der Hut geblieben. „Nur mit Hut läufts gut”, sagt Simon und grinst. Ein künstlerischer Beruf brauche eben ein Wiedererkennungsmerkmal.

Auf Konzerten unterwegs

Simons Weg zur Fotografie begann mit Landschaften, Weite, Ruhe, Licht. Doch festlegen wollte er sich nie. „Fotografie ist wie Musik, die Kamera ist mein Instrument.” Vielleicht erklärt das auch, warum er eine Zeit lang Musiker fotografierte. Auf Konzerten von SDP, B-Tight oder Prinz Pi etwa, beim Gond-Festival, jetzt im Gedränge, im Dunkeln, bei Lärm.

Irgendwann kam aber der Wunsch nach Beständigkeit. „Das hat schon Spaß gemacht, aber irgendwann will man halt nicht immer nur unterwegs sein.” Stattdessen suchte er sich sesshaftere Gigs und lebt jetzt davon.

Ein richtiges Herzensprojekt für Simon ist außerdem sein neues Hochzeitsbuch mit dem Namen „Verliebt, verlobt, was jetzt?”. Das Ganze ist sowohl ein Planer mit interaktiven Tools, die man für die Hochzeitsplanung so braucht, als auch eine Übersicht über die Hochzeitsbranche in einem Umkreis von etwa 40 Kilometern um Amberg. Im hinteren Teil stellen sich nämlich über 60 Hochzeitsdienstleister aus der Region vor, die Simon in einem Netzwerk zusammengeschlossen hat. Zu kaufen gibt es das Buch allerdings nicht. Stattdessen bekommt man es von den beteiligten Hochzeitsdienstleistern als kostenloses Give-Away, wenn man diese bucht. Auf der Webseite des Projekts gibt es eine Liste von allen Beteiligten.

Selbstständigkeit nicht geplant

Dass Simon heute selbstständig ist, war aber gar nicht geplant. Ursprünglich ist er gelernter Industriemechaniker, hat sogar einen Meister gemacht. Dann aber kam eine schwere Krankheit. Simon starb zweimal und wurde wiederbelebt. „Diese Erfahrung, die Zeit im Krankenhaus, die Krankheit, das Sterben, hat mir eines sehr deutlich gemacht: Das Leben kann schneller vorbei sein, als wir es uns jemals vorstellen können. Und oft kommt es völlig unerwartet.”

Deshalb, findet Simon, sollte man versuchen, jeden Tag das zu tun, was wirklich guttut. „Wenn man merkt, dass man jeden Sonntagabend schon angespannt, wütend oder traurig ist, weil am nächsten Morgen wieder ein Arbeitstag beginnt, dann ist das vielleicht ein Zeichen.” Ein Zeichen dafür, innezuhalten und den Mut zu haben, den eigenen Weg zu überdenken.

„Geld ist wichtig. Aber es ist nicht alles.” Viel wichtiger sei die Frage: Wenn morgen alles vorbei wäre, könnte ich sagen, ich habe mein Leben gelebt? „Das Leben ist endlich. Und genau das macht es so wertvoll”, sagt Simon. In diesem Licht bekommt der Name „Phoenix Moments” eine zweite, tiefere Bedeutung. Wiedergeburt, Neubeginn, das Weiterleben nach dem Stillstand.

 
north