Nachdenkliche Sprüche, Bilder und Schabernack: Ein Amberger Meme-Lord | Amberg24

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Willy Nachdenklich nimmt statt Blättern nur seinen Finger vor den Mund. (Bild: Michael Golinski)
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Willy Nachdenklich nimmt statt Blättern nur seinen Finger vor den Mund. (Bild: Michael Golinski)

Nachdenkliche Sprüche, Bilder und Schabernack: Ein Amberger Meme-Lord

Willy Nachdenklich hat den Nerv des Internets getroffen. Mit seinen „Nachdenklichen Sprüchen mit Bilder” und den gezielten Schreibfehlern bringt er Tausende zum Schmunzeln. Sein Erfolgsrezept? Eigendynamik und eine Prise Chaos.

Vom Internet-Troll zum hauptberuflichen Meme-Lord und noch weiter: Das hat Willy Nachdenklich geschafft. Der 40-Jährige heißt eigentlich anders und betreibt die Meme-Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder” auf Facebook und Instagram – mit mehr als 290.000 beziehungsweise 43.000 Followern. Und er kommt aus Amberg.

„Nachdenkliche Sprüche mit Bilder”? Das kennt inzwischen, nach mehr als zehn Jahren Meme-Historie nicht mehr jeder. Was den meisten eher ein Begriff ist, ist die sogenannte „Vong”-Sprache – „I bims, 1 Larry vong Amberg her”, zum Beispiel. „Eigentlich finde ich das nicht so cool, wenn ich als Erfinder davon betitelt werde”, sagt Willy im Gespräch mit Amberg24.

Schließlich kommt die Catch-Phrase „I bims” ja gar nicht von Willy selbst, sondern von Moneyboy. Die 2010er-Meme-Sprache mit strategisch platzierten Rechtschreibfehlern hat Willy aber sehr wohl selbst entwickelt – oder eher, sie hat sich selbst entwickelt. „Es war ein bisschen eine Eigendynamik.”

Mit Troll-Account eingeschlichen

Angefangen hat das Ganze etwa 2014. „Da war ich krank zuhause und mir war langweilig”, erinnert sich Willy. Mit seinem neu erstellten Troll-Account „Willy Bär” schlich er sich in Facebook-Gruppen wie „Ein echter Amberger bist du, wenn ...” ein. „Wenn es Amberg24 da gegeben hätte, hätte ich da auch kommentiert”, sagt er und lacht.

Als Willy Bär kommentierte der heute 40-Jährige also mit, schlug vor, die Bedienungen auf dem Mariahilfberg-Fest sollten doch mit Servierwägen arbeiten, diskutierte mit dem Wettermann von OTV und streute natürlich haufenweise Rechtschreibfehler ein.

„Irgendwann hab ich mir gedacht, zu so einem Troll-Account würden doch auch Sinnsprüche passen”, erzählt er weiter. Die erste Zeit ist der so vor sich hingedümpelt, bis schließlich niemand geringeres als Jan Böhmermann und Elyas M'Barek seine Memes entdeckten und Willy über Nacht 20.000 neue Follower bescherten.

Auf Lesetour

Das ist jetzt rund zehn Jahre her. In dieser Zeit wuchsen Willys Seiten weiter und weiter, bis er schließlich sogar davon leben konnte. Zwei Bücher, Lesungen in fetten Locations wie dem Gloria in Köln oder dem Theater am Kurfürstendamm in Berlin, Anstellung bei Puls vom Bayerischen Rundfunk, sogar ein eigener Podcast mit dem Namen „True Klein Crime” (den man leider nirgends mehr hören kann, danke BR).

Nach eineinhalb Jahren kam dann allerdings Corona und der Spuk war vorbei. Inzwischen arbeitet Willy wieder in seinem alten Job. „Das ist aber gar nicht so schlimm. Dass ich da immer auf Kommando lustig sein musste, hat die Kreativität so ein bisschen gekillt.”

Seine Seiten laufen aber weiter. Und immer noch fällt Willy fast täglich etwas ein, was er als grob zusammengebasteltes Meme posten kann. Punchlines wie „Kushi Glas” mit einer zur Kifferin gephotoshopten Uschi Glas, Nike „Airfurcht 1s” für die Kirche oder improvisierter Bullshit als Weihnachtsgeschichte verkauft sind nur die neuesten seiner fast 2500 Beiträge.

Auch aktuelle Themen

Die Ideen kommen dabei von überall. „Dann sagst du da mal wieder einen lustigen Satz, den schreibst du auf. Ich schreibe eigentlich alles auf.” Auch aktuelle Themen finden sich zwischen den Memes, „wenn es halt passt, wenn mir etwas Witziges dazu einfällt.” Oder einfach Quatsch. Seine neuste Idee, frisch vom Weihnachtsmarkt aufgeschnappt: Pferde klingen, als würden sie Steppschuhe tragen.

Aber wehe, jemand klaut jetzt diese Prämisse! „Es gibt schon einige Trittbrettfahrer”, sagt Willy. Gerade in den ersten Jahren, nach dem Blow Up seines Accounts, gab es plötzlich einen Haufen „Vong”-Seiten. Seitdem ist es etwas ruhiger geworden um diese Form von Humor.

Seinen Spaß hat Willy aber immer noch damit. „Mit dem neuen Algorithmus gibt es jetzt auf Facebook wieder ganz viele neue Leute.” Etwa 80 Prozent davon verstehen nicht, dass „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder” eine Satireseite ist und geben Willy Rechtschreibtipps. „Oder, ganz neu, die denken, ich wär ein Russenbot.” Und danit han viel Spas bein reingeschauen bei „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder”!

 
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